Verbundvorhaben Emissionsminderung Nutztierhaltung (EmiMin)

Emissionen aus der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung - Maßnahmen zur Emissionsminderung

Die Nutztierhaltung stellt eine erhebliche Quelle für luftgetragene Emissionen dar. Ammoniak, Geruch und klimawirksame Gase wie Methan und Lachgas können auf Mensch und Umwelt belästigend oder schädigend wirken. Deutschland hat sich international verpflichtet, Emissionen zu mindern - beispielsweise durch die europäische Richtlinie zur Minderung der Ammoniakemissionen (NEC-Richtlinie 2016). Die NEC‐Richtlinie (2016) legt fest, dass die Ammoniakemissionen bezogen auf das Referenzjahr 2005 ab 2020 um 5 % und ab 2030 um 29 % gemindert werden sollen. Für eine nachhaltige Nutztierhaltung sind somit über das bisherige Maß hinaus weitergehende Maßnahmen zur Minderung der Ammoniakemissionen aus den Bereichen Stallhaltung, Lagerung und Ausbringung erforderlich, damit Deutschland weiterhin Standort einer umwelt- und tiergerechten sowie wettbewerbsfähigen Tierproduktion bleiben kann.

Bisher fehlen für die deutsche Nutztierhaltung belastbare Daten für den Bereich Stallhaltung aus der Praxis, mit denen die Wirksamkeit aktuell diskutierter, umwelt- und tiergerechter Emissionsminderungsmaßnahmen (insb. für Ammoniak) wissenschaftlich quantifiziert werden kann. Vor allem für Tierhaltungsverfahren mit freier Lüftung sowie mit Auslauf ist der Kenntnisstand im Hinblick auf belastbare quantitative Daten unzureichend. Genau solche Daten sind jedoch für die deutschen Nutztierhaltungs- und Minderungsstrategien sowie die Genehmigungspraxis bedeutsam und notwendig. Aus anderen Ländern (z.B. Niederlande, Belgien und Dänemark) liegen Messergebnisse vor; inwiefern diese auch unter deutschen Produktionsbedingungen gelten und für bestehende Ställe übertragbar sind, kann vor allem durch eigene Messungen geprüft werden.

Projekt EmiMin

Untersuchung von Emissionsminderungsmaßnahmen

In dem Verbundvorhaben "EmissionsMinderung Nutztierhaltung" (EmiMin) wird diese Datenlücke für den Bereich Stallhaltung bei Rindern und Schweinen geschlossen. Ausgewählte praxisreife, verfahrensintegrierte, baulich‐technische Minderungsmaßnahmen werden in Nutztierställen in Deutschland hinsichtlich ihrer Wirksamkeit geprüft und mit den bisher verwendeten Haltungsverfahren verglichen. Dabei werden sowohl Ammoniakemissionen als auch Geruchs- und Methanemissionen aus Ställen der Schweine- und Rinderhaltung untersucht und mit verschiedenen Methoden quantifiziert. Die geprüften Maßnahmen zur Minderung der Emissionen in der Schweinehaltung umfassen:

  • Einsatz von Urease-Inhibitoren im Stall und im Auslauf
  • Verfahren zur Güllekühlung und Verkleinerung des Güllekanals im Stall
  • Kot-Harn-Trennung mit Unterflurschieberentmistung im Auslauf
  • Kombination oben erwähnter Maßnahmen

Die geprüften Maßnahmen zur Minderung der Emissionen in der Rinder- bzw. Milchviehhaltung umfassen:

  • Einsatz modifizierter, planbefestigter Böden mit Reinigung durch angepasstem Schieber im Laufbereich
  • Einsatz modifizierter, perforierter Böden mit Reinigung durch Spaltenroboter im Laufbereich

Videos aus den Versuchsställen

Weniger Emissionen aus der Nutztierhaltung: Das ist das Ziel des Verbundvorhabens Emissionsminderung Nutztierhaltung! In vier Erklärfilmen werden die im Projekt untersuchten Emissionsminderungsmaßnahmen vorgestellt. Die Filme informieren über den Aufbau und das Funktionsprinzip der jeweiligen Minderungsmaßnahme und liefern Einblicke aus dem Stall. Folgen sie uns auf  YouTube.

  • Bodenbeläge für planbefestigte Milchviehställe
  • Perforierte Böden mit Dichtungsklappen für Milchviehställe
  • Unterflurschieber mit Kot-Harn-Trennung für freigelüftete Mastschweineställe mit Auslauf
  • Güllekühlung und Güllekanalverkleinerung für Mastschweineställe

Ablauf und Struktur des Projekts

  • Entwicklung und Validierung von Messmethoden mit künstlichen Tracergasen für die Untersuchungen in freigelüfteten Ställen und Ausläufen
  • Untersuchung der Wirksamkeit von Maßnahmen und Maßnahmenkombinationen im Hinblick auf die Reduktion von Ammoniakemissionen, Geruch und Methan
  • Ableitung von Emissionsfaktoren und Minderungsgraden für Ammoniak, Geruch und Methan auf Grundlage der Analyse der Projektdaten sowie von Berechnungsmodellen
  • Aufbau einer Forschungsdatenbank zur Bereitstellung von Messdaten, Berechnungsergebnissen und Berechnungsmodellen sowie deren Metadaten
  • Aufbau eines projektbegleitenden Datenmanagementplans zur Evaluation und Planung zukünftiger Vorhaben in der Agrartechnik

Die Untersuchungen erfolgen auf der Grundlage des international abgestimmten VERA-Messprotokolls (VERA 2018;  http://www.vera-verification.eu/).

Testprotokoll (PDF, 1,4 MB; nicht barrierefrei)

Verbundpartner und Ansprechpartner

Das Verbundprojekt wird vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (KTBL) betreut.

Weitere Partner im Projektverbund sind:

  • Prof. Dr. Thomas Amon, ATB, Potsdam
  • Prof. Dr. Wolfgang Büscher, Uni Bonn
  • Prof. Dr. Eva Gallmann, Uni Hohenheim
  • Prof. Dr. Eberhard Hartung, Uni Kiel
  • Birthe Lindstädt, ZBMED, Köln

Folgende projektbegleitende KTBL-Arbeitsgruppe ist bei der Durchführung der Untersuchungen und der Ableitung der Emissionsfaktoren tätig:

  • Dr. Sabine Schrade, Agroscope, Ettenhausen (Schweiz)
  • Prof. Dr. Thomas Amon, ATB, Potsdam
  • El Hadj Moustapha Doumbia, ATB, Potsdam
  • Dr. David Janke, ATB, Potsdam
  • Miriam Guse, BLE, Bonn
  • Dr. Stefan Neser, LfL, Freising
  • Thomas Heidenreich, LfULG, Köllitsch
  • Lars Broer, LUFA, Oldenburg
  • Prof. Dr. Wolfgang Büscher, Uni Bonn
  • Dr. Peter Ebertz, Uni Bonn
  • Dr. Manfred Trimborn, Uni Bonn
  • Prof. Dr. Eva Gallmann (Vorsitzende), Uni Hohenheim
  • Lilly Wokel, Uni Hohenheim
  • Dr. Frauke Hagenkamp-Korth, Uni Kiel
  • Prof. Dr. Eberhard Hartung, Uni Kiel
  • Henning Schulte, Uni Kiel
  • Stefan Linke, Thünen-Institut, Braunschweig
  • Birte Lindstädt, ZBMED, Köln
  • Roman Riedel, ZBMED, Köln

Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner:

Projektlaufzeit und Förderung

Laufzeit: 01.07.2018 bis 31.03.2024

Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Zweckvermögens des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank, Frankfurt am Main.

Quellen

 NEC-Richtlinie (2016): Richtlinie (EU) 2016/2284 des Europäischen Parlaments und des Rates. Zugriff am 4.2.2019



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