Heute schon draußen gewesen? - 23. Bundeswettbewerb "Landwirtschaftliches Bauen"

Im Bundeswettbewerb "Landwirtschaftliches Bauen" 2015/16 wurden sechs Ställe mit Auslauf ausgezeichnet – Auslaufhaltungen für Milchkühe, Sauen und Masthühner, die beste Voraussetzungen für das Tierwohl bieten, und deren Konzepte auf andere Betriebe übertragbar sind.


Warum Ställe mit Ausläufen interessant sind

Auslaufhaltungen gewinnen im Bestreben um mehr Tierwohl zunehmend an Bedeutung. Ein Auslauf am Stall bereichert das Wohlbefinden der Tiere und gehört für viele Verbraucherinnen und Verbraucher zur tiergerechten Nutztierhaltung einfach mit dazu.

Mutterkuhhaltung beispielsweise lässt sich auch auf der Weide gut managen und ist entsprechend weit verbreitet. Auch ein Großteil der Legehennen hat Zugang zu einem Außenklimabereich. In der Schweinehaltung sowie in der Geflügel- und Rindermast ist die Auslaufhaltung hingegen kaum verbreitet. In der Milchviehhaltung ist zu beachten, dass auch immer mehr Milchkühe ausschließlich im Stall gehalten werden. Nur in der ökologischen Tierhaltung sind Weidehaltung oder Ausläufe gesetzlich vorgeschrieben.

Von vielen Tierhaltern, Wissenschaftlern und Tierschützern wird eine Umkehr zu mehr Auslaufhaltungen gefordert. Dabei stehen dem Idealbild vieler Verbraucherinnen und Verbraucher von auf der Weide grasenden Kühen, sich im Schlamm suhlenden Schweinen und unter freiem Himmel scharrenden Hühnern häufig ökonomische und veterinärmedizinische Gründe entgegen. Zunehmend sind es aber auch genehmigungsrechtliche Anforderungen des Umweltschutzes und internationale Verpflichtungen zum Klimaschutz. Es besteht die Gefahr, dass die Umkehr trotz finanzieller Unterstützung durch Agrarinvestitionsförderprogramme (AFP) und brancheneigenen Initiativen für mehr Tierwohl nicht gelingt.

Die Ergebnisse und Preisträger des "Bundeswettbewerbes Landwirtschaftliches Bauen" 2015/16 zeigen gelungene Beispiele aus der Praxis, wie sich Ausläufe in Stallkonzepte integrieren lassen, wie Ausläufe im Detail aussehen sollen und welche Anforderungen sie an das Management stellen.

Die Preisträger

Ausläufe sind ein wichtiger Bestandteil vieler besonders tiergerechter Haltungsverfahren. Sie eröffnen den Nutztieren ein zusätzliches Platzangebot, Außenklimabedingungen und vielfältige Umweltreize. Für die Vermarktung von Milch, Fleisch und Eiern bieten sich dem Nutztierhalter Vorteile. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zeichnete deshalb Betriebe aus, die auf diese Haltungsform setzen. Die vorbildlichen Ausläufe bieten den Tieren einen attraktiven Aufenthaltsbereich und ergeben mit dem Stall ein schlüssiges Konzept, bei dem das Tierwohl, die Umwelt und die Wirtschaftlichkeit in Einklang stehen. Die Preisverleihung fand anlässlich der EuroTier am 15. November 2016 auf dem TopTierTreff in Hannover statt. Vier Betriebe wurden für herausragende Leistungen prämiert.


Preisträger Hof Krugofen (Bogel, Rheinland-Pfalz) - Neubau eines Milchviehstalles mit stirnseitigem Laufhof

Der Familienbetrieb Ruppmann hält auf dem Hof Krughofen in Bogel 160 Milchkühe in einem 2015 fertiggestellten Stall. Der Auslauf des Milchviehstalls befindet sich an der Stirnseite des Gebäudes und ist etwa 290 m² groß. Familie Ruppmann hat einen modernen, zweckgebundenen Auslauf verwirklicht: pragmatisch und raumeffizient. Mithilfe eines gegenläufigen Schiebersystems zur Entmistung des Auslaufes können vor allem die Emissionen von Ammoniak und Geruch gemindert werden. Der Laufhof stellt eine gute nachahmenswerte Variante dar, die sich sowohl bei Neubauten als auch bei Umbauten problemlos und mit geringen Kosten umsetzen lässt. Ein arbeitswirtschaftlich effizientes Auslaufkonzept, das Tier und Mensch gleichermaßen zugutekommt.

 Hof Krugofen stellt sich vor (YouTube)


Preisträger Bioland-Hof Bischof (Pfaffenhofen, Bayern) - Neubau eines ökologischen Liegeboxenlaufstalles mit integriertem Laufhof und begrüntem Dach

Der Bioland-Hof-Bischof ist bereits in der 2. Generation Biobetrieb. Das Familienunternehmen hält 52 Milchkühe samt Färsennachzucht und Kälbern. Weitere Standbeine des Betriebes sind der Gemüseanbau und die Direktvermarktung. Besonders hervorzuheben ist das Auslaufkonzept durch den raumsparenden Stallbau: ein 2-reihiger Liegeboxenlaufstall mit offenem First; hier ist Laufgang gleich Auslauf.

Beeindruckend ist die gepflegte, saubere Stallanlage mit durchdachten Detaillösungen. Das schlüssige Auslaufkonzept hat sowohl arbeitswirtschaftliche als auch monetäre Vorteile, da sich durch die Doppelnutzung der Bewegungsfläche und die reduzierte Dachfläche die Baukosten im Rahmen halten. Der flache Stallbau stellt eine ausgefallene Lösung dar und passt sich mit seinem begrünten Dach sowie dem überwiegend verwendeten Baumaterial Holz perfekt und harmonisch in die Umgebung ein.

 Bioland-Hof Bischof stellt sich vor (YouTube)


Preisträger Bioland-Hof Wimmer (Maitenbeth, Bayern) - Umnutzung eines Milchviehstalles für die ökologische Hühnermast

Josef Wimmer betreibt einen Biolandbetrieb mit 9.600 Masthähnchen und 40 Mastrindern. Prämiert wurde der neue Masthähnchenstall mit Wintergarten und Auslauf. Überzeugt hat der klar durchdachte und einwandfrei gemanagte Betrieb. Die moderne Hähnchenmast hat Vorzeigecharakter. Der Stall mit seinem Auslauf bietet bestechende Detaillösungen wie beispielsweise den Stallnahbereich an den Zugangsöffnungen zum Außengelände. Die Mastrinderhaltung passt sich perfekt ins Betriebskonzept ein; die Tiere weiden die von den Masthähnchen nicht genutzten Flächen ab.

Josef Wimmer führt einen Vorzeigebetrieb, engagiert und gut organisierten. Mit seiner neuen strategischen Ausrichtung des Betriebes von Milchvieh auf Masthähnchen hat der Betriebsleiter ein zukunftsfähiges Konzept realisiert.

 Bioland-Hof Wimmer stellt sich vor (YouTube)


Preisträger Eichenhof (Luckau, Niedersachsen) - Neubau eines ökologischen Abferkelstalles mit überdachtem Auslauf

Der ökologisch wirtschaftende Eichenhof mit dem Schwerpunkt Schweinehaltung im geschlossenen System mit 300 Sauen-, 1.500 Ferkelaufzucht- und 1.500 Mastplätzen, arbeitet mit ca. 40 Mitarbeitern. Als ökologisch wirtschaftender Schweinebetrieb ist der Eichenhof mit seiner Betriebsgröße deutschlandweit einzigartig. Ein hoher Automatisierungsgrad in allen Be-triebsbereichen reduziert arbeitswirtschaftliche Belastungen. Herausragend ist der neu gebaute Säugestall. Er wurde im Rahmen des Bundeswettbewerbes prämiert, da sein Auslaufsystem mit hohem Tierkomfort und geringen Emissionen aufgrund eines durchdachten und baulich umgesetzten Entmistungskonzeptes beeindruckte.

Jochen Kulow führt seinen Betrieb zukunftsorientiert und betriebswirtschaftlich sinnvoll. Nichtsdestotrotz ist ihm das Wohl der Tiere ein Hauptanliegen. Bei jedem Entwicklungsschritt des Betriebes wurden immer die gemachten Erfahrungen eingebracht und baulich umgesetzt, was sowohl dem Tierwohl als auch der Umwelt zugutekam.

 Der Eichenhof stellt sich vor (YouTube)


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