2020 | R. Zapf

Tierschutzindikatoren Sauen und Saugferkel

Um die Tierwohlsituation im eigenen Bestand einschätzen zu können, benötigen Sauenhalter bzw. Ferkelerzeuger Indikatoren, also Messgrößen, die sich unter den Bedingungen der Praxis mit vertretbarem Aufwand erheben lassen. Welche Indikatoren sind für Sauen und Saugferkel geeignet?

Schweinehalter, Veterinäre, Berater und Wissenschaftler haben unter der Leitung des KTBL 19 überwiegend tierbezogene Indikatoren für Sauen und 6 für Saugferkel ausgewählt. Die Indikatoren sollen den Tierhalter bei der betrieblichen Schwachstellenanalyse und seinen Managementscheidungen unterstützen.

Die Auswahl wurde problemorientiert getroffen: Im Rahmen von zwei KTBL-Fachgesprächen wurden zunächst die Tierschutzprobleme identifiziert, die in der Praxis am bedeutendsten sind. Anschließend wurden Indikatoren ausgewählt, mit denen der Tierhalter zuverlässig feststellen kann, inwieweit diese Tierschutzprobleme auch in seinem Betrieb auftreten. Mehr zu den einzelnen Indikatoren, die inzwischen auf Praxisbetrieben geprüft und methodisch optimiert wurden, erfahren Sie in den folgenden Tabellen und den Steckbriefen für Sauen und Saugferkeln (PDF, 5 MB; nicht barrierefrei). Die hier empfohlenen Indikatoren sollten möglichst vollständig erhoben werden, da mit jedem nicht erfassten Indikator das Risiko steigt, dass wesentliche Tierschutzprobleme nicht erkannt werden.

Tabelle 1: Indikatoren zur Erfassung möglicher Tierschutzprobleme - Produktionsrichtung Sauen (Zapf et al. 2015, modifiziert nach Schrader et al. 2020)

Mögliche Tierschutzprobleme Indikator
Hitzestress Kotverschmutzung der Tiere
Eingeschränkte Tiergesundheit Schlachtbefunde (Brustfellentzündungen, Bauchfellentzündungen, Lungenentzündungen, Gelenkentzündungen, Leberveränderungen, Herzveränderungen, Darmveränderungen, Hautveränderungen, Liegebeulen/Bursitiden, Abszesse, Treibespuren u.a.)
Anzeichen von Ektoparasiten
Antibiotikaeinsatz
Abferkelquote
Eingeschränkter Ruhekomfort Schwellungen an den Hinterbeinen
Schulterläsionen
Verletzungen an Zitzen und Gesäuge
Eingeschränkte Bewegungsmöglichkeit Lahmheit
Überlange Klauen
Klauenveränderungen (außer an Ballen und Sohle)
Eingeschränktes Nestbauverhalten Nestbaumaterial (Ressourcenbezogener Vorschlag mangels geeignetem tierbezogenen Indikator)
Schlechter Ernährungszustand Körperkonditionierung
Unzureichende Wasserversorgung Wasserversorgung (Ressourcenbezogener Vorschlag mangels geeignetem tierbezogenen Indikator)
Verstärkte soziale Auseinandersetzungen Hautverletzungen (außer Gesäuge- und Schulterläsionen)
Vulvaverletzungen
Beschäftigungsmangel Anzeichen von Stereotypien
Zu geringe Nutzungsdauer Wurfzahl
Tierverluste

Tabelle 2: Indikatoren zur Erfassung möglicher Tierschutzprobleme – Produktionsrichtung Saugferkel (Zapf et al. 2015, modifiziert nach Schrader et al. 2020)

Mögliche Tierschutzprobleme Indikator
Unzureichender Ernährungszustand/
eingeschränkte Tiergesundheit
Kümmerer
Antibiotikaeinsatz
Unzureichende Wasserversorgung Wasserversorgung (ressourcenbezogener Vorschlag mangels geeignetem tierbezogenen Indikator)
Erhöhte Mortalität Tierverluste
Verletzungen und Schäden Hautverletzungen am Kopf
Hautverletzungen an den Karpalgelenken

Die empfohlenen Indikatoren stammen aus der KTBL-Veröffentlichung   Tierschutzindikatoren: Leitfaden für die Praxis - Schwein, 2., aktualisierte Auflage (2020).
Ihr Vorteil: Im Leitfaden (gedruckte und digitale Version im Shop) sind die Indikatoren für Sauen, Saugferkel, Aufzuchtferkel und Mastschweine zusammen enthalten, einschließlich weiterführender Literatur und den wichtigsten Gesetzestexten zum Thema. Die gedruckte Version des Leitfadens ist in einer stalltauglichen Ausführung mit abwaschbaren Seiten und stabiler Ringbindung.



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