Im Bundeswettbewerb "Landwirtschaftliches Bauen" 2013/14 wurden sechs Tierhaltungsbetriebe für ihre gelungenen Energiekonzepte ausgezeichnet – Energiekonzepte, die mit einem geringen Anteil fossiler Energie funktionieren, und die auf andere Betriebe übertragbar sind.
Energie ist ein wichtiger Produktionsfaktor in der Nutztierhaltung. Die kostengünstige Versorgung, die Verwendung regenerativer Quellen und die effiziente Nutzung der Energie wirken sich auf den wirtschaftlichen Erfolg Tier haltender Betriebe aus und sind ein aktiver Beitrag zur Energiewende.
Darüber hinaus ist die Steigerung der Energieeffizienz in allen Wirtschaftsbereichen vor dem Hintergrund des Ressourcen- und Klimaschutzes erklärtes Ziel der EU-Kommission und der Bundesregierung. Die Nutztierhaltung bietet an vielen Stellen Potenzial zum wirtschaftlicheren und umweltgerechteren Energieverbrauch. Um die technischen und managementbezogenen Möglichkeiten auszuschöpfen, sind ganzheitliche Konzepte notwendig, die die baulichen und technischen Einzelmaßnahmen zu einem abgestimmtem Gesamtkonzept für den Stall und den Gesamtbetrieb verbinden.
Beratung und Öffentlichkeitsarbeit spielen eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Hebung der vorhandenen Effizienzpotenziale. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat sich mit dem Bundeswettbewerb "Landwirtschaftliches Bauen" 2013/14 erfolgreich auf die Suche nach Innovationen in der Landwirtschaft gemacht. Das Thema Energie stand dabei im Fokus. Wie sehen gelungene Konzepte für einen nachhaltigen Energieeinsatz aus? Welche Techniken und Maßnahmen haben sich in der Praxis bewährt? Und wie haben es die Besten geschafft, mit ihrem innovativen Konzept Geld zu sparen und gleichzeitig eine sichere und umweltschonende Energieversorgung ihres Betriebes auf lange Sicht zu gewährleisten? So wurde nach Energiekonzepten gesucht, die über Einzelmaßnahmen hinausgehen und das Bewusstsein für die Bedeutung ganzheitlicher Energiekonzepte für die Energieversorgung Tier haltender Betriebe wecken.
Alle Einsendungen des Wettbewerbes zeichneten sich durch interessante Konzepte und Maßnahmen aus. Die sechs Preisträger haben Energiekonzepte umgesetzt, die anderen Landwirten, Planern und Behörden sowie der interessierten Öffentlichkeit eine sichere und umweltschonende Energieversorgung eines landwirtschaftlichen Betriebes mit Nutztieren aufzeigen.
Am 11. November 2014 überreichte in Hannover der Parlamentarische Staatssekretär Peter Bleser vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf dem TopTierTreff der EuroTier den mit insgesamt 20.000 Euro dotierten Preis. Sechs Betriebe wurden für herausragende Leistungen prämiert.
Familie Frilling führt einen Betrieb mit 280 Sauen, Ferkelaufzucht und Ebermast im teilgeschlossenen System. Hier besticht ein klares Betriebskonzept hinsichtlich Arbeits- und Energieeffizienz. Eine Hackschnitzelheizung versorgt Betrieb und Wohnhaus mit Wärme und ist durch den Anbau und Einsatz von Miscanthus unabhängig von zugekauften Energieträgern. Eine auf dem Dach des Sauenstalles installierte Photovoltaik-Anlage garantiert zusätzlich eine nahezu autarke Energieversorgung.
Ehepaar Schewe führt einen Familienbetrieb in der 5. Generation. Die moderne Schweinehaltung mit 400 Sauen-, 1800 Ferkelaufzucht- und 5500 Mastplätzen und sehr gepflegten Stallanlagen zeigt den aktuellen Stand der Technik. Besonderer Wert wird hier auf Tierkomfort und -gesundheit gelegt. Ein wärmegeführtes Erdgas-BHKW und eine Photovolthaik-Anlage in Verbindung mit einem ausgeklügelten Lastmanagement steigern die Energieeffizienz und reduzieren erheblich die Strombezugskosten. Die modernen Ställe sind mit Luft-Luft-Wärmetauscher und Zentralabsaugung ausgestattet. Ein in sich geschlossenes Energiekonzept für ein geschlossenes Betriebssystem. Über 60 % des erzeugten Sonnenstroms werden auf dem Hof genutzt.
Hier handelt es sich um einen energiebewussten Wachstumsbetrieb, der für interessierte Milchviehhalter ein hochinteressantes Gesamtkonzept sowie durchdachte Detaillösungen bereithält. Auf einer Hofstelle in Alleinlage melkt Familie Martens 321 Milchkühe. Der neue Liegeboxenlaufstall mit vier Melkrobotern verfügt über eine Kühlanlage mit Wärmepumpentechnik inkl. Erdkollektor. So wird Eiswasser zur Milchkühlung und gleichzeitig Warmwasser für Reinigungsanlagen und Heizwärme für Sozialräume erzeugt. Die Energieerzeugung ist weitgehend kosten- und beinahe wartungsfrei.
Der von der Familie Braun geführte Biolandbetrieb hat die Schwerpunkte Milchviehhaltung, Direktvermarktung und Ackerbau mit Erzeugung von Getreidesaatgut, Gewürzkräutern und Wiesenblumen. Ein Großteil der benötigten Energie für die Heu- und Gewürztrocknung wird mit einer Holzvergaseranlage an die ein BHKW (30 kW) angeschlossen ist und einer Indach-Photovoltaikanlage erzeugt. Die unter der Anlage geführte Außenluft kühlt die Photovoltaik-Module und steigert den Anlagenwirkungsgrad. Eigene Agroforstflächen runden das betriebliche Energiekonzept ab.
Der Milchviehbetrieb der Familie Leonhardt setzt auf eine moderne Wärmepumpe, an die ein Flächenkollektor angeschlossen ist. Hier werden vorhandene Ressourcen in einer hohen Intensität genutzt. Durch die Nutzung der Energie aus Milchabwärme und Flächenkollektor wird der Bedarf an Warmwasser und Heizung ganzjährig gedeckt, zugleich aber auch die Milch gekühlt. Die eingesetzte Technik überzeugt durch interessante Detaillösungen. Gemeinsam mit einer Energieberaterfirma wurde ein leicht umzusetzendes, gut übertragbares, wartungsfreies sowie betriebssicheres Energiekonzept entwickelt, dass es dem Betriebsleiterehepaar ermöglicht, die Milchviehhaltung arbeits- und energiebewusst zu betreiben.
Dietmar Hocke betreibt einen Gemischtbetrieb mit Jungrinderaufzucht und Ackerbau. Auf dem Gelände einer ehemaligen Agrargenossenschaft befinden sich neben den Stallanlagen eine Biogasanlage, zwei Photovoltaikanlagen und eine moderne Getreidetrocknungshalle. Ein 1,7 km langes Nahwärmenetz versorgt eigene und fremde Wohneinheiten, wobei Winterlastspitzen oder Ausfallzeiten des Blockheizkraftwerkes durch einen Spitzenlastkessel gedeckt werden und die Wärmeversorgung in den Tagesspitzen durch einen Pufferspeicher gewährleistet ist. Windenergie auf Gemeindeflächen und der Betrieb von Ferienwohnungen runden das Betriebskonzept ab. Der unternehmerisch denkende Landwirt sieht sich als Energiewirt im kommunalen Umfeld.
Unser innovativer Stall – 25. Bundeswettbewerbes "Landwirtschaftliches Bauen"
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Gläserne Ställe – Ergebnisse des 21. Bundeswettbewerbes "Landwirtschaftliches Bauen"
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