Unser innovativer Stall - 25. Bundeswettbewerb "Landwirtschaftliches Bauen"

Im Bundeswettbewerb "Landwirtschaftliches Bauen" 2019/22 wurden sieben innovative Ställe ausgezeichnet - zunkunftsfähige Ideen für die besonders nachhaltige Haltung von Milchkühen, Schweinen und Milchziegen. Die Preisträgerinnen und Preisträger zeichnen sich durch ihre besonderen Tierwohl- und Umweltaspekte sowie durch einen hervorzuhebenden Ressourcen- und Klimaschutz aus. Alle Konzepte sind auf andere Betriebe übertragbar.


Was heißt zukunftsfähig?

Moderne Landwirtinnen und Landwirte müssen sich heutzutage einer Vielzahl von Forderungen und Regelungen stellen. Sei es auf politischer Seite beispielsweise die sich fortlaufend wandelnde Tierschutz- und Umweltschutzgesetzgebung und aus gesellschaftlicher Sicht der Wunsch nach tierischen Produkten, die nicht nur qualitativ einwandfrei sein müssen, sondern auch mit gutem Gewissen verzehrt werden können. Auch der durch den Handel forcierte Preisdruck lässt die Landwirtinnen und Landwirte oft an ihre Grenzen kommen. Und die Energiewende und der Klimaschutz fordern weitere Anpassungen.

Die sieben ausgezeichneten Betriebe zeigen in vorbildlicher Weise, wie sie mit den Ansprüchen, die von außen an ihre Arbeitsweise herangetragen werden, umgehen und damit eine für Mensch und Tier zufriedenstellende Atmosphäre geschaffen haben. Sei es durch das gemeinschaftliche Zusammenwirken im Rahmen einer Bürgerstiftung, um den regionalen Anforderungen gerecht zu werden, sei es durch die konsequente Nutzung digitaler Techniken, um Arbeitsspitzen so zu gestalten, dass Familie und Betrieb vereinbar sind, oder sei es das komplette Umdenken der Haltungsform zum Wohle der Tiere, sodass die persönliche wie auch die gesellschaftliche Erwartung befriedigt und die regionale Vermarktung erleichtert wird.

Herzstücke der Betriebe sind ihre Ställe. Zukunftsfähig heißt auch, über rechtliche Mindeststandards hinausgehen und vorausschauend planen. Mit wachsenden Bestandszahlen sind weiterhin Kostendegressionen und Effizienzsteigerungen zu erwarten, dennoch lassen sich Tierhaltungen, in Abhängigkeit der Vermarktung und der Betriebsstruktur, auch mit kleinen Beständen nachhaltig bewirtschaften. Und worin liegt die Innovationskraft? Die Preisträgerinnen und Preisträger zeichnen sich dadurch aus, dass sie bisher wenig verbreitete Techniken in ein individuelles Betriebskonzept integriert und ideenreich umgesetzt haben. Oft zeigen sie dabei Pioniergeist.

Die Ergebnisse und Preisträger des "Bundeswettbewerbes Landwirtschaftliches Bauen" 2019/22 zeigen gelungene Beispiele aus der Praxis, die dank Innovationen und Ideen besonders tiergerecht, umweltgerecht und nicht zuletzt zukunftsfähig wirtschaften.

Die Preisträger

Am 6. Dezember 2022 zeichneten Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesbauministerin Klara Geywitz die Preisträgerinnen und Preisträger des BMEL-Bauwettbewerbes im Umweltforum in Berlin aus.


Preisträger Albersmeier (Lippetal, Nordrhein-Westfalen) - Umbau Schweinmastställe

Familie Albersmeier bewirtschaftet ihren konventionellen Schweinemastbetrieb in mehreren Ställen. 2015 wurden im laufenden Betrieb 3.500 Mastschweineplätze so umgebaut, dass sie den gemeinsam mit einer großen Handelskette ausgearbeiteten "Strohwohl"-Bedingungen entsprachen. Alle Schweine auf Albersmeiers Hof tragen Ringelschwanz und fühlen sich in Großgruppen im Außenklimastall wohl. Albersmeiers war es wichtig, dass die Vermarktung bereits vor dem Umbau geklärt war. Sie öffnen den Hof für ihre Mitmenschen, machen sich und ihre Produktionsweise transparent und räumen mit Vorurteilen gegenüber der konventionellen Landwirtschaft auf. Nicht nur im Bereich der Tierhaltung und der Energiewirtschaft, auch im Ackerbau gehen Albersmeiers seit Jahren neue Wege. Der Mut zu Neuem und das umgestaltete Haltungskonzept sind hoch prämierungswürdig und nachahmenswert.

 Familie Albersmeier stellt sich vor (YouTube)


Preisträger Schülenswaldhof (Maulbronn, Baden-Württemberg) - neuer Kompostierungsstall für Milchkühe

Seit 2007 ist der Schülenswaldhof Bioland-Betrieb und mit dem Einstieg der nächsten Generation wurde auf 75 Kühe und 60 Jungrinder aufgestockt. 2018 entschloss sich Betriebsleiterfamilie Förster dazu, mehrere Altställe abzureißen und einen Stall für Tiere aller Altersgruppen zu errichten. So entstand eine mehrhäusige Stallanlage mit einem Swing Over 2 x 10 Side-by-Side-Melkstand. Die Stallanlage verfügt über einen integrierten Laufhof und außenliegende Fressachsen mit überdachten Futtertischen. Durch die Kombination von Kompostfläche, Entmistungsroboter, erhöhten Fressständen und der Vollweide in den Sommermonaten können gleichzeitig Ammoniakemissionen reduziert und das Tierwohl verbessert werden.

Der Schülenswaldhof stellt sich vor (YouTube)


Preisträger Biohof May GbR (Junkershausen, Bayern) - Offenfront- und Außenklimaställe für die ökologische Schweinehaltung

Nach einem Brand entschied sich die Familie May für Außenklimastallungen mit Offenfront, die sowohl von Schweinen als auch vom Menschen als angenehmer Lebens- und Arbeitsraum wahrgenommen werden. Alle verwendeten Materialien sind umweltfreundlich und nachhaltig. Sowohl der Abferkelstall mit 16 Buchten für freies Abferkeln als auch der Wartestall mit sechs Buchten à sechs Plätzen für die Muttersauen sowie zwei Buchten für die Nachzucht und den Deckeber verfügen über Futtertische, an denen die Tiere Frischfutter von den hofeigenen Flächen verfüttert bekommen.

Der Erfindergeist der Besitzer zeigt sich in vielen Details und reicht bis zur Eigenentwicklung eines Futterautomaten, der von den Schweinen selbstständig bedient wird. Raufutter wird als wichtige Futterkomponente und nicht nur als Beschäftigungsmaterial angesehen und auch so eingesetzt. Einfache Baumaterialien und funktionsorientierte Technologien runden das überzeugende Bild ab.

 Biohof May stellt sich vor (YouTube)


Preisträgerin Sauerlandmilch GbR (Brilon, Nordrhein-Westfalen) - emissionsarmer Milchkuhstall mit hohem Automatisierungsgrad

Seit 2010 setzten die beiden Milchkuhhalter der Sauerlandmilch GbR konsequent auf Digitalisierung und Automatisierung. Die 250 Holstein- und Braunvieh-Kühe werden von vier Melkrobotern gemolken. Alle Tiere tragen einen Transponder und sind in einem Herdenmanagementsystem erfasst. Einstreuroboter, automatisches Fütterungssystem sowie Reinigungsroboter minimieren die körperliche Belastung aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Die freigewordene Arbeitszeit wird für das Management der leistungsstarken Milchviehherde verwendet, wobei die Tiergesundheit stets im Fokus steht.

Die Sauerlandmilch GbR trägt durch emissionsarme Spaltenböden und eine eigene Energieerzeugung über Biogas und Photovoltaik aktiv zum Klimaschutz bei. Der Ertrag der PV-Anlage und die Bioenergie übersteigt den betrieblichen Verbrauch bei weitem, sodass das betriebseigene Heu mit dem Energieüberschuss getrocknet werden kann.

 Firma Sauerlandmilch stellt sich vor (YouTube)


Preisträgerin ERVEMA agrar Gesellschaft Wöhlsdorf mbH (Auma-Weidatal, Thüringen) - Großanlage für Milchkühe mit Weidegang

Am Standort in Auma-Weidatal befinden sich 1.000 Fleckviehrinder der Agrargesellschaft. In Auma-Weidatal geht es um Nachhaltigkeit. Die zwischen 2017 und 2019 errichtete Anlage ist hochmodern und emissionsarm. Die Liegeboxenlaufställe in Außenklima mit ständigem Weidezugang verfügen zudem über ein 50er-Außenmelkkarussell. Laufflächen, Fressplätze sowie die Liegeflächen sind nach der Thüringer Premium Förderung (AFP) gestaltet. Je Arbeitsstunde konnte im Vergleich zur alten Milchviehhaltung die Effizienz um 35 % gesteigert und der Stromverbrauch um 30 % gesenkt werden. Auch auf die Tiergesundheit wirkt sich der Neubau positiv aus.

In Auma-Weidatal stehen das Konzept der Milcherzeugung und die Tiergesundheit im Vordergrund. Der Weidegang ist bei dieser Größenordnung innovativ und anerkennenswert; ebenso die stark spürbare Sozialverantwortung für die Mitarbeiter und das Dorf.

 Die ERVEMA Agrargesellschaft stellt sich vor (YouTube)


Preisträger Stier GbR (Untermünkheim, Baden-Württemberg) - moderner mehrhäusiger Milchkuhstall

In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe EIP-Rind (Europäische Innovationspartnerschaft Rind - emissionsmindernd, tiergerecht, umweltschonend) hat die Stier GbR für 145 Milchkühe einen Außenklimastall in mehrhäusiger Bauweise entwickelt. Im Stall wurden Maßnahmen für das Tierwohl, die Emissionsminderung, die Öffentlichkeitsarbeit, die Strukturierung von Haltungssystemen und die Nachhaltigkeit umgesetzt. Ein besonderes Augenmerk wurde darauf gerichtet, dass sich der Stall gut ins Landschaftsbild einfügt und ein optimales Raumklima bietet. Der Außenklimastall besteht aus zwei dreireihigen Ställen und einem gemeinsamen Futtertisch in der Mitte. Durch zwei automatische Melksysteme und einen Futteranschieberoboter besteht ein hoher Automatisierungsgrad, der Arbeitsspitzen für den Familienbetrieb abfedert.

Das innovative Stallkonzept greift viele spezielle Ideen wie integrierte Laufhöfe, beheizbare Spalten oder emissionsarme Laufflächen auf und integriert sie in ein stimmiges Gesamtbild.

 Die Stier GbR stellt sich vor (YouTube)


Preisträgerin Kreuzthaler Bürgerstiftung KulturLandschaft Adelegg (Buchenberg, Bayern) - ökologischer Milchziegenstall zur Landschaftspflege

Bei der Kreuzthaler Bürgerstiftung handelt es sich um eine Initiative der Dorfbevölkerung. Mit dem Landschaftspflegehof mit Ziegenstall, angrenzender Heubergehalle, Hofladen und Käserei für 60 Milchziegen und deren Nachzucht sollen die Grenzertragslagen des Naturraums Adelegg ökologisch und ökonomisch nachhaltig bewirtschaftet werden.

Neben der landschaftsverträglichen, ressourcenschonenden und ökologisch nachhaltigen Bauweise wurde der im Jahr 2015 erbaute Pachtstall auf das Tierwohl ausgerichtet und für vorbeigehende Besucher bis in den letzten Winkel transparent gestaltet. Käserei und Melkhaus wurden 2019 fertiggestellt. Den Wettbewerbsnachteil durch die schwierigen Standortbedingungen versucht die Stiftung durch Produktqualität, Direktvermarktung und Öffentlichkeitsarbeit wettzumachen.

 Die Kreuzthaler Bürgerstiftung stellt sich vor (YouTube)



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